Der Kaiser Diokletian

Was für eine Erinnerung an das Leben eines rätselhaften Menschen! Und was für ein Anfang für das Emporwachsen einer großen und blühenden Stadt! Angefangen hat alles im Halbdunkeln einer mythischen Zeit, als draußen auf der Halbinsel Marjan noch der Ginster gelb und duftend wucherte und eingewanderte Griechen ihrer kleinen Gemeinde den Namen Aspalathos gegeben haben. Mit diesem Namen bezeichneten sie auch den dunkelgelben Ginsterstrauch, der in dichten Büscheln damals das Land bedeckte. Südöstlich davon, ganz in der Nähe lag der starke Kriegshafen Epetion. Erst viele Jahre später wuchs Salona zu einer reichen und mächtigen Stadt. Und gerade zwischen Aspalathos draußen auf der Halbinsel und dem späteren Salona drüben in der weiten fruchtbaren Ebene baute Diokletian seinen berühmten Palast, den er dann zwischen 303 und 31 (seinem Todesjahr) mit seiner Familie und einigen wenigen intimen Freunden bewohnte. Er ist in diesem Palast später auch begraben worden. Und obgleich man bis auf den heutigen Tag den Sarkophag mit den sterblichen Überresten des Kaisers und Gottes nicht gefunden hat, zweifelt man nicht daran, daß man ihn eine Tages irgendwo im halberforschten Labyrinth dieses riesigen Gebäudekomplexes entdecken wird. So verdankt also das heutige Split seine Existenz unmittelbar dem Kaiser Diokletian, denn aus dem Palast wuchs allmählich die Stadt empor.

Vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. war Dalmatien römische Provinz. Sie sollte dem Kaiserreich am Ende des Höhepunkts seiner Macht einige seiner hervorragendsten Herrscher schenken. Insbebesondere Diokletian, Kaiser von 285-305. Diokletian war ein röischer Kaiser mit dem Ursprung in Dalmatien, der Sohn eines Freigelassenen aus der Umgebung von Salona. Wie zahlreiche andere Illyrer hatte er zunächst als einfacher Legionär in der römischen Armee gedient. Unter Kaiser Probus stieg er rasch bis zu den höchsten Posten in der Regierungshiararchie auf. Der Legende zufolge soll er als Generalstabschef Flavius Aper, den Mörder des Kaisers Numerius getötet haben. Es scheint, daß ihn diese Tat dank der Hilfe seiner Parteigänger in der Armee im Jahre 284 bis zum Kaiserthron geführt haben soll. Zu diesem Zeitpunkt latinisierte er seinen Namen in Caius Aurelianus Valerianus Diocletianus. "Seine wichtigsten Eigenschaften", schreibt seinerseits Leon Homo in seiner Nouvelle Histoire romaine, sind nicht die des Soldaten. Er offenbarte sich vor allem als Staats- und Verwaltungsmann.

Mit einem klaren Sinn für die Bedürfnisse seiner Zeit ausgestattet, wurde ihm bald bewußt, daß die schwere Aufgabe, das Reich zu regieren und umzuorganisieren, die Kräfte eines einzelnen Mannes überstieg. Schon ein Jahr nach seiner Thronbesteigung, stellt er sich einen Mitregenten zur Seite; den tapferen und erfahrenen Feldherrn Maximilian, der aber weder über seine politische Einsicht noch über seine außergewöhnlichen Gaben verfügte. Die Finanzen wurden umorganisiert, die Katasteraufnahme sorgfältig durchgeführt, die Steuererhebung geregelt und peinlich genau überwacht, der Rechtssprechung zu Wirksamkeit verholfen, die Rechtsprozedur wurde somit vereinfacht und erleichtert.

Nach zwanzig Jahren einer Regierung, deren weise Maßnahmen das Römische Reich vor dem schon damals drohenden Zerfall bewahrte, dankte Diokletian ab und zog sich in den prachtvollen Palast zurück, den er in der Nähe seiner Geburtsstadt Salona hatte bauen lassen. Nach seinem Tod wurde der Palast kurze Zeit Staatseigentum. Später war er Wohnsitz der Tochter des Kaisers Theodosius, und dort wurde auch Julius Nepos, der letzte Kaiser des Römischen Reiches, im Jahre 480 ermordet. Sein Tod markiete das Ende der Herrschaft Roms über Dalmatien.